Christoph Janensch

Kambodscha: Vom Least Developed

Country (LCD) zum Schwellenland


Das Land Kambodscha hat seit dem Ende des grausamen Regimes der Roten Khmer 1975-78 und der vietnamesischen Besetzung mit anschließender Übergangszeit sowie der Ausrufung des heutigen Staates im Jahr 1993 eine rasante Entwicklung vollzogen. Heute zählt das vergleichsweise kleine Land mit einer Bevölkerung von rund 16,8 Millionen Menschen zu den am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften Asiens. Mit BIP-Wachstumsraten um 7% bis zur Covid-19 Pandemie und einer prognostizierten Erholung bis 2024-2025 befindet sich das Land auf dem Weg, seinen Status als Least Developed Country (LCD) voraussichtlich im Jahr 2027 hinter sich zu lassen. Hiermit verbunden ist der Wegfall von Vorteilen u.a. in den Bereichen Handel und Entwicklungshilfe, wie z.B. des präferenziellen Handelsabkommens Everything But Arms (EBA) mit der EU.

Seit Beginn der 1990er Jahre strömten eine Vielzahl internationaler NGOs nach Kambodscha, das heute mit ca. 5.000 registrierten Organisationen eine der welthöchsten Raten an NGOs pro Kopf verzeichnet. Diese spielten besonders in der Anfangsphase des Landes eine zentrale Rolle bei der Versorgung der Bevölkerung und decken heute zahlreiche Bereiche ab wie Menschenrechte, Schutz marginalisierter Gruppen (u.a. Frauen & Kinder), Umwelt, Wirtschaftsentwicklung usw. Seit den 2010er Jahren geht ihr Einfluss nicht zuletzt aufgrund von Bestrebungen der Regierung zurück, sie in kommerzielle Organisationen zu überführen.Trotzdem die Regierung maßgeblich von NGOs profitiert hat, hat sie deren Handlungsspielraum besonders bei kontroversen Themen wie Enteignungen, Arbeitnehmerrechten sowie generell bei der Demokratieförderung mittlerweile stark eingeschränkt.

Zu den wichtigsten Pfeilern der kambodschanischen Wirtschaft gehört die Bekleidungs- und Schuhindustrie, die für den Großteil der Exporte verantwortlich ist. Weitere wichtige Wirtschaftszweige sind Tourismus, Landwirtschaft und Bauwesen. Für europäische Unternehmen bietet Kambodscha zahlreiche Geschäftsmöglichkeiten, wenn auch in kleinerem Maßstab verglichen z.B. mit China. Das Land lockt mit geringen Lohnkosten, einem wirtschaftsliberalen Geschäftsklima und Investitionsanreizen sowie einer jungen Bevölkerung. Der geringe Entwicklungsgrad des Landes eröffnet Unternehmen auch zahlreiche Möglichkeiten, sich mittels Corporate Social Responsiblity (CSR) für die soziale und ökologische Entwicklung des Landes zu engagieren.

Nicht zuletzt aufgrund seiner starken Nachbarn Thailand und Vietnam findet Kambodscha – abgesehen von der Tempelanlage Angkor Wat als Tourismusziel – insgesamt nur wenig Beachtung in der europäischen Öffentlichkeit.
Christoph Janensch
Christoph Janensch arbeitet seit 2021 als Business Scout for Development für die GIZ bei der Europäischen Handelskammer (EuroCham) in Kambodscha. Die Förderung vonKooperationen zwischen deutscher Entwicklungszusammenarbeit und Akteuren der Privatwirtschaft bildet den Schwerpunkt seiner Arbeit. Zuvor arbeitete er sechs Jahre als Projektmanager bei der GIZ in Düsseldorf, wo er die wirtschaftliche Zusammenarbeit des Bundeslandes NRW mit seinen chinesischen Partnerprovinzen mitgestaltete. Neben seinem Arbeitsschwerpunkt Kambodscha verfügt Herr Janensch über umfassende China-Erfahrungund verbrachte hier vier Jahre im Rahmen von Studium und Berufstätigkeit (u.a. für die GIZ).
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